Diese Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich möchte Ihnen die Problematik von Koalitionshe梑
Wer darf leben? Wer entscheidet in heiklen Grenzfragen über Leben und Tod?
Das ist momentan in den USA Gegenstand eines Theaterstücks,
in dem in Echtzeit ein Verteilungsdilemma durchgespielt wird.
Drei Patienten, ein Herz. Aber wer entscheidet?
Hier auf der rechten Seite des Bildes sehen Sie eine Gruppe von Ethikberatern.
Vorne im orangenen Kasten ist das eine Organ, um dessen Verteilung gerungen wird.
Und dass es eine Entscheidung um Leben und Tod ist, zeigt auch das Plakat zu diesem Drama.
Es ist die Sanduhr, die Zeit auf der Warteliste verrinnt.
Und das ist gar kein Sand, sondern das ist Blut in der Uhr.
Wie kann in solchen schwierigen Situationen eine ethisch legitime Entscheidung getroffen werden?
Der Name des Theaterstücks, das Gottkomitee, zeigt die Tragweite.
Es sind nicht nur mehr Halbgötter in weiß, die über menschliches Leben entscheiden,
sondern vermeintlich sogar ein Gottkomitee, was diese problematischen Grenzfragen entscheiden soll.
Dieses Theaterstück, in Seattle und in anderen Städten der USA aufgeführt, hat ein weiteres Analogon.
Ein zweites Stück mit dem Titel Who Lives hält sich an die historische, reale Vorgängesituation.
Hier rechts im Bild sehen Sie das Plakat zum Stück, was den Ausgangspunkt 1963 wählt.
Es heißt Dialyse oder Tod, aber es gibt nicht genügend Maschinen.
Jetzt muss ein anonymes Bürgerkomitee entscheiden, wer leben darf.
Diese Situation ist Medizingeschichte.
Anfang der 60er Jahre war das Gerät zur künstlichen Niere so weit entwickelt worden,
dass es bei allerersten Patienten eingesetzt werden konnte.
Aber was tun Sie, wenn 50 oder 100 Menschen auf der Warteliste stehen
und nur ein oder zwei diese lebensrettende Technik bekommt?
Es ist gleichzeitig die Geburtsstunde eines der wichtigsten Gremien in unserem Gesundheitswesen,
was zunächst Artificial Kidney Selection Committee, also ein Gremium, was die künstliche Niere entscheiden soll,
aber dann zunehmend im Volksmund als God-Committee oder Life-or-Death-Committee genannt wurde.
Und wie heikel diese Fragen waren, sehen Sie an diesem Bild aus dem bekannten amerikanischen Magazin Life.
Die Ethikberater wollten lieber anonym bleiben.
Was wäre, wenn einer der Angehörigen, die nicht diese Dialyse bekommt, weiß, wer diese Entscheidung getroffen hat?
Sie sehen gleichzeitig auf diesem halbanonymen Bild, dass es offenbar doch eine genderinkorrekte Verteilung gab.
Nur eine einzige Frau war Mitglied dieses ersten Ethik-Committees der Geschichte.
Ein Theologe ist erkennbar. Weitere Bürger, die hier im Dunkel operiert haben, könnte man kritisch sagen,
und die ihre Kriterien für die Entscheidung nie offengelegt haben.
Es war ein abenteuerliches Verfahren, aber es hat Leben gerettet.
Es waren noch sehr große, eher an Waschmaschinen, Trommeln erinnernde Medizingeräte der Pionierphase,
die es schaffen konnten, alle handpflichtigen Stoffe sukzessive aus dem Körper zu waschen.
Diese Maschinen retteten Leben. Aber wer sollte den Therapieplatz bekommen?
Heute ist das Gerät für uns in Deutschland jederzeit verfügbar.
Es ist viel kleiner geworden, es ist hoch effizient, es lässt sich viel leichter bedienen und hat wenige Nebenwirkungen.
Trotzdem wissen Sie, dass die Frage des Zugangs zu einem Organ der Niere weiterhin ein großes Allokations-,
ein Verteilungsproblem ist. Bis zu 10.000 Menschen sind auf der Warteliste, um nicht länger Dialyse machen zu müssen,
sondern um mit einem transplantierten Organ wieder mehr Freiheit im Alltagsleben zu genießen.
Und das Problem der Verteilungsgerechtigkeit, auch selbst mit der Dialyse-Maschine,
können Sie, wenn man über Europa und die wohlhabenden Länder hinausblickt,
durchaus auch heute noch als drängendes ethisches Verteilungsproblem sehen.
Wie ist es in Entwicklungsländern? Wer bekommt in manchen Ländern Afrikas Zugang zur Dialyse?
Wer kann dort die Hochleistungsmedizin erfolgreich angewandt wissen?
Die ethischen Probleme bleiben. Und ich habe sie mit dem Topos, wer hat Angst vor,
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:55:31 Min
Aufnahmedatum
2018-06-11
Hochgeladen am
2018-06-13 14:43:06
Sprache
de-DE
Viele Patienten, nur ein Platz für die lebensrettende Therapie. Moralische Konflikte um gute Entscheidungen in der Medizin waren und sind häufig kleine oder größere „Dramen“. Wie kann trotz aller Schwierigkeiten sinnvoll und gerecht vorgegangen werden? Ethikberatung versucht in der modernen Medizin zwischen Patienten und Pflege, Ärzten wie auch Angehörigen, Wissenschaft und Moral zu vermitteln. Es geht dabei nicht immer so theatralisch zu wie bei „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“, dem bekannten Stück von Edward Albee, aber manche Themen wie Schwangerschaft, Sterben, Hoffnung und Trauer, Lebensgeschichten, Paare und philosophische
Fragen kommen auch dort sehr häufig vor. Wie sieht die Arbeit von Ethikkomitees und der Erlanger Ethikberatung im Detail aus? Wer hilft wie, wenn Probleme in der Medizin zu großen Konflikten oder gar „Dramen“ führen? Der Vortrag wird dies anhand der Beratungspraxis illustrieren sowie Forschungsergebnisse zur Ethik in der Klinik vorstellen.